2001 bin ich im Badischen gelandet und wollte gerne Theaterspielen. Das war immer ein Traum von mir gewesen. Auf der Bühne stehen, andere zum Lachen bringen. Leider gab es damals nur Mundart-Theatergruppen im neuen Wohnort und der näheren Umgebung. Natürlich konnte ich nach Studium nahe der Schwäbischen Alb und Kindheit und Jugend in Hohenlohe keinen vollständigen badischen Satz. Ich wusste, was eine Quetschkommod (Ziehharmonika) ist. Das ist aber auch alles. Hatte ich ja auch nie gebraucht.
In der ersten Theatergruppe wurde ich abgelehnt ohne viele Erklärungen zu erhalten. Die zweite Gruppe meinte sie bräuchten keinen „Quotenschwaben“, sie hätten ihre Finanzen im Griff. Das war das erste Mal, dass ich so bezeichnet wurde. Damals wusste ich nicht, was sie damit gemeint hatten, heute ist es mir etwas klarer.
Wenn man nämlich im heute eine KI fragt, was ein Quotenschwabe ist, bekommt man die folgende Antwort:
„Ein Quotenschwabe ist die Person, die in jeder Gruppe oder TV-Show dabei ist, um sicherzustellen, dass die Sparsamkeit und der Dialekt ordentlich vertreten sind. Es ist ja bekannt, dass man ohne einen Schwaben nicht das volle deutsche Klischee-Paket miterleben kann. Wann immer eine Gruppe von Menschen zusammenkommt und diskutiert, ob man dieses oder jenes kaufen sollte, drückt der Quotenschwabe mit vollem Ernst auf die Bremse: „A bissle spare schadt doch ned!“
So habe ich mich nie gesehen und es fällt mir auch heute schwer derjenige zu sein, der beim „Geld-ausgeben“ auf die Bremse tritt. Ich denke meine Frau und meine Kinder können bezeugen, dass ich durchaus sehr großzügig sein kann. Uuups. Schon wieder erwische ich mich dabei einzuschränken „…sein kann…“. Ich bin es nicht immer. Ja, das geb ich zu.
Aber zurück zum Theaterspielen und dem Quotenschwaben. 2004 in die Pfalz gezogen wurde ich in den dortigen Gruppen gaaanz anders aufgenommen. Dass ich kein Pälzisch konnte (und bis heute nicht kann) war dabei nie ein Problem. Wenn nötig wurde die Rolle auf den „schwäbischen Onkel“ umgeschrieben. Oder ich war der Sohn, der in L.E. studiert hat und mit schwäbischem Dialekt zurückkam. Wenn man „L.E.“ richtig ausspricht, kann man es durchaus mit L.A. verwechseln. „Was? Er hat in Los Angeles studiert?“ – „Nee, in Leinfelden-Echterdingen. Daher der komische Dialekt!“ Der erste Lacher war damit sicher und so gewöhnte ich mich mehr und mehr daran ein „geliebter Außenseiter“ zu sein. Ein Quotenschwabe eben.
Davon Schwaben-Klischees zu bedienen habe ich mich aber immer bewusst distanziert. „Ich bin nicht geizig“, „Ich hab kein Häusle gebaut“, „Ich bin handwerklich extremst unbegabt“.
Aber irgendwie kommen doch immer wieder Punkte hoch an denen ich mir überlege, ob das vielleicht genetisch bedingt sein könnte. Oder kulturell? Erlebnisse, bei denen man im Nachklang das „typisch schwäbisch“ schon fast hören kann. Verhaltensweisen, die ich weder steuern noch abschalten kann, die für die einen total bescheuert klingen, andere zum Schmunzeln bringen.

Und so habe ich angefangen mich damit auseinanderzusetzen und meine Erlebnisse und Philosophien zu meinem Leben aufzuschreiben. Vielleicht lerne ich dabei, dass ich doch ein typischer Schwabe bin, vielleicht auch nicht, In jedem Fall hoffe ich, dass ich Sie, liebe Leser, an der einen oder anderen Stelle zum Lachen bringen werde, wenn ich sie mitnehme in die Gedankenwelt und Erlebnisse des Quotenschwaben, der in Hohenlohe geboren wurde, in der Pfalz lebt, in Baden arbeitet und eine „Halb-Saarländerin“ geheiratet hat.